Neulich traf ich, in einer Taverne, einen Reisenden der just zu der Zeit in Friedland war, als dort die mysteriöse Miene gefunden wurde und deren Geschehnisse mein Meister versucht zu rekonstruieren. Dieser Reisende erzählte mir, wie ihm in der nähe der Hoppelmühle finster drein schauende Gestalten entgegen kamen, vor denen er sich lieber in den Büschen versteckte. Er konnte mir aber genau erzählen, worüber diese Leute sinnierten und ich habe es für das Archiv fest gehalten



Wie sollten sie es nur dem Hauptmann erklären? Sie hatten keine Beute gemacht, Tholgot war tot und Golan hatten sie verletzt zurücklassen müssen. Dabei hatte der Tag so gut begonnen und die Aussicht auf reiche Beute hatte frohlockt.

Am Morgen hatten sie erfahren, dass eine Gruppe von Abenteurern durch den Wald ziehen würde, auf der Suche nach einer geheimnisvollen Höhle, in der sich ein Tempel befinden sollte. Die Räuber wussten jedoch zu genau, dass es eine solche Höhle nicht gab, doch die Abenteurer waren die Chance auf reiche Beute und wertvolle Waffen. Man musste sie doch nur in einen Hinterhalt locken und dort überfallen - so wie sie es immer machten, seitdem der Fürstbischof Edmond de la Cruz immer höhere Steuern von den Bauern verlangten. Belgar hatte sich einigen seiner früheren Bauernfreunden angeschlossen, die sich ihren Lebensunterhalt inzwischen durch Räuberei verdienten, da sie als Bauern sonst verhungert wären. Und diese Abenteurer hätten die Familien bestimmt wieder für einige Wochen ernährt.

Aber irgendwie war alles schiefgelaufen.

Gleich nachdem sie von den Abenteurern erfahren hatten, machten sie sich auf in den Wald, um einen perfekten Hinterhalt zu legen. Sie waren zu neunt, neben Belgar noch Larissa, Golan, Tholgot, Tanja, Roxanna, Kiok, Alexsandra und Clara. Die Abenteurer sollten nur zu sechst sein - das war eine Überzahl von eineinhalb Mann für die Räuber. Im Wald angekommen suchten sie eine Stelle, um sich zu verstecken, aber dafür waren sie einfach zu viele und außerdem wussten sie gar nicht, wann die Abenteurer hier vorbeikommen würden. Sie hatten auch überlegt, zwei Gruppen von Wanderern zu bilden, um so die Abenteurer auf ihrem Weg einzukesseln, aber auch dieser Plan war nutzlos, solange sie nicht wussten, wo sich jene befanden.

Während sich Belgar postierte und Ausschau hielt, ob die Abenteurer sich näherten, berieten die anderen ihren Plan. Endlich waren sie soweit übereingekommen, dass sich Tholgot und Alexsandra als Paar getarnt zur nahegelegenen Hoppelmühle, einer kleinen Waldgastschenke, begeben sollten, um dort vielleicht mehr zu erfahren, während die anderen im Wald warten würden. Die beiden zogen los und als sie nach einer Weile zurückkehrten, berichteten sie, dass sich in der Hoppelmühle die Abenteurer befänden und dort gemütlich tranken und speisten. Das konnte sich wohl noch eine ganze Weile hinziehen und so beschlossen die Räuber, sich auch zur Hoppelmühle zu begeben, um dort als harmlose Wanderer Rast zu machen. Vielleicht konnten sie unterwegs irgendeinen Plan aushecken, wie sie an die Reichtümer der Abenteurer kommen konnten.

Es waren nur wenige hundert Meter bis zur Schenke und so gingen sie los, stets darauf bedacht, dass die Abenteurer ihnen vielleicht entgegenkommen konnten und ihren ganzen Plan, den sie ja eigentlich sowieso nicht hatten, über den Haufen werfen konnten. Tholgot und Alexsandra blieben etwas zurück, damit es nicht auffiel, dass die beiden auch zur Gruppe gehörten. Als sie an den Waldrand kamen und zum Eingang der Hoppelmühle schritten, sassen dort zu ihrem Erstaunen nur zwei der Abenteurer. Um nicht deren Misstrauen zu wecken setzten sich die Räuber an einen der Tische vor der Schenke und bestellten etwas zu trinken. Mit fragenden Blicken sahen sie sich gegenseitig an und Golan flüsterte:
"Vielleicht können wir ja die beiden von hinten niederschlagen und dann die anderen überfallen. So haben wir es nicht mit so vielen Leuten auf einmal zu tun."
"Aber wir können sie doch nicht hier direkt vor der Schenke ausrauben - wir müßten sie erst etwas beiseite locken", wandte jemand ein.
"Und wie sollen wir das anstellen?" fragte Tanja.
Belgar erschrak beinahe, als er sich eine Zigarette drehte und ihn plötzlich einer der beiden Abenteurer ansprach, ob er denn auch etwas Tabak haben könne. Hoffentlich hatte er nichts von der Unterhaltung mitbekommen, aber dann würde er ja auch nicht seelenruhig nach Tabak fragen.
"Was tut Ihr hier im Wald", fragte der Abenteurer.
Plötzlich kam Clara eine Idee:
"Wir suchen den Spinnenelfen, der sich hier in den Wäldern herumtreiben soll. Und was tut Ihr?"
Der Abenteurer erzählte von der angeblichen Höhle, und dass sich seine Kameraden wieder auf die Suche gemacht hatten. Dann kam er auf den Spinnenelfen zurück, den Clara erwähnt hatte.
"Sagt, was ist das für ein Elf, den Ihr sucht?"
"Habt Ihr denn die Steckbriefe nicht gesehen, die überall ausliegen?" fragte Clara und setzte eine erstaunte Miene auf. Es gab wirklich diese Steckbriefe, die gestern aufgetaucht waren. "Er soll sich hier in den Wäldern herumtreiben, doch bisher konnten wir ihn nicht finden. Eine hohe Belohnung ist auf ihn ausgesetzt."
"Wieviel denn?" fragte der Abenteurer.
Clara sah die anderen fragend an: "Einen Rappen, oder?"
Die anderen stimmten ihr zu, obwohl keiner genau wusste, wie hoch die Belohnung war.
"Man will ihn aber lebend, da er offenbar wegen einer Information gesucht wird."
Der Abenteurer überlegte und erklärte seinem Freund, der herangetreten war, von der Suche der angeblichen Wanderer.
"Wisst ihr etwas über die Höhle, die wir suchen?" fragte der zweite Abenteurer.
"Ja, genau!" fiel Larissa in die Unterhaltung mit ein. "Vielleicht hat er sich in der einen Höhle oben auf dem Berg versteckt. Da haben wir noch gar nicht nachgesehen!"
Die anderen Räuber sahen sich kurz fragend an, bis sie den Plan von Larissa verstanden hatten.
"Vielleicht ist das die Höhle, die Ihr sucht", nahm Clara den Plan von Larissa auf. Es gab keine Höhle auf dem Berg, aber das konnten die Abenteurer ja nicht wissen, da sie bestimmt zu den angereisten Leuten gehörten, die sich wegen des Goldrausches nahe der Grenze hier befanden.
Die beiden Abenteurer wechselten einen Blick und der erste meinte dann:
"Ich hätte einen Vorschlag für Euch: Ihr zeigt uns den Weg zur Höhle und wir überlassen Euch den Spinnenelfen. Das ist doch ein annehmbares Angebot, oder?"
"Das ist ein wahrlich annehmbares Angebot", erwiderte Clara. "Allerdings gibt es da ein Problem: Wir wissen nicht, ob der Spinnenelf magisch begabt ist. Da wir schon zu neunt sind, könnten höchstens noch zwei oder drei von Euch gleichzeitig mit uns mitkommen. Die anderen Eurer Abenteurer können uns ja in einem gewissen Abstand folgen. Wir wären Euch wirklich sehr dankbar für Eure Hilfe."
"Das ist überhaupt kein Problem", antwortete der Abenteurer. "Wenn Ihr hier kurz wartet, dann werden wir unsere Freunde holen und dann kann's losgehen."

Die Räuber stimmten zu und die Abenteurer verschwanden im Wald. Sollte es so einfach sein? Hatten die Abenteurer wirklich keinen Verdacht geschöpft? Jetzt konnten sie die zwei oder drei Abenteurer, die mit ihnen kamen, niederschlagen und dann von den anderen Lösegeld verlangen. Das war fast schon zu einfach.

Nach einigen Minuten kamen die Abenteurer mit ihren Freunden zurück. Natürlich wollten sie auch noch einmal die Geschichte über den Spinnenelfen hören und die Räuber beschrieben nochmals den Mann, der auf der linken Wange eine Spinne eintätowiert hatte. Daher hatte er seinen Namen. Nachdem sich die Abenteurer die Geschichte angehört hatten, stimmten sie dem Vorschlag zu, dass drei ihrer Leute mit den Räubern mitgehen sollten.

Nachdem alle ausgetrunken und bezahlt hatten, gingen sie zusammen los - auf dem gleichen Weg zurück, den die Räuber gekommen waren. Nun mussten sie nur noch eine Stelle finden, an der sie die Abenteurer vom Weg in einen Hinterhalt locken konnten. Der Pfad führte am Waldrand entlang - links war eine kleine Böschung, an der der Wald in eine Wiese überging und rechts ging es einen steilen Abhang hinauf. Larissa hatte die Führung übernommen, da sie den Abenteurern von der Höhle berichtet hatte. An einer unübersichtlichen Stelle hielten sie an und die Räuber erklärten den Abenteurern, dass der Weg hier den Abhang hinauf führen würde. Drei der Abenteurer kletterten mit ihnen hinauf, der Rest blieb unten stehen und sollte in einigem Abstand folgen.

Die Räuber kannten sich in diesem Wald selbst nicht gut aus und waren etwas überrascht, dass sie nicht ganz hinaufklettern mussten, da ungefähr zu zwei Dritteln des Abhangs ein Pfad ihren Weg kreuzte. Da sie der Pfad von den Blicken der untengebliebenen Abenteurer wegführte folgten sie diesem um eine Biegung. Man merkte den Abenteurern an, dass sie nun doch etwas misstrauisch waren und einer von ihnen versuchte immer am Ende der Gruppe zu laufen, so dass es für die Räuber schwierig war hinter ihn zu bekommen. Auf dem Weg konnten sie die drei Abenteurer also nicht überwältigen.

Sie gingen jetzt im rechten Winkel zum Pfad, der unten am Waldrand entlangführte, tiefer in diesen hinein. Nach einigen Metern führte auf der linken Seite ein kleiner Trampelpfad weiter den Abhang hinauf. Larissa bog ab und führte die Gruppe weiter hinauf. Waren vorher überall Laubbäume gewesen, so änderte sich dies nun, da hier vorwiegend Nadelbäume wuchsen. Die Räuber machten den Abenteurern deutlich, dass sie nun leise sein sollten, da sie sich immer mehr der angeblichen Höhle nähern würden. Oben angekommen traten sie auf eine kleine Lichtung, auf der meterhohes Gestrüpp und Gras wuchsen.

Durch Zeichen machte Larissa den anderen deutlich, dass sie einen kleinen Kreis bilden sollten, damit sie ihnen erklären konnte, wo die Höhle genau lag. In Wirklichkeit wollte sie erreichen, dass die Abenteurer leichter zu überwältigen waren, doch immer noch hielt sich der eine von ihnen im Hintergrund. Also flüsterte sie:
"Wir müssen nur noch durch dieses Gestrüpp, dahinter befindet sich die Höhle. Wir müssen jetzt ganz leise sein und denkt dran: wir wollen den Elf lebend!"
Die Abenteurer nickten und alle standen vorsichtig wieder auf.

Golan ging voraus, dahinter Clara und einer der Abenteurer. Dann folgten Kiok und Belgar, dahinter wieder einer der Abenteurer. Der dritte hatte es aber wieder geschafft als letzter in der Reihe zu sein. Im dichten Gestrüpp war es nur möglich hintereinander zu gehen, somit wäre dies der perfekte Zeitpunkt gewesen, die Abenteurer zu überwältigen, doch der dritte machte schon wieder den Plan der Räuber zunichte. Dann ging es vorne nicht mehr weiter, da das Gestrüpp zu dicht wurde. Die ganze Reihe machte kehrt und hinter jedem der Abenteurer befand sich nun ein Räuber. Doch der dritte hatte die Gefahr erkannt und war schnell ein paar Schritte voraus. Wieder nichts. Nun waren sie wieder an der Stelle, an der sie kurz zuvor der Kreis gebildet hatten. So langsam wurde die Zeit knapp, denn bald konnten die restlichen Abenteurer kommen. Die Räuber blickten sich an und Clara schlug den einen von hinten nieder. Dieser klappte zusammen und sank zu Boden. Die anderen Abenteurer hatten nichts bemerkt und Larissa und Clara knieten sich zu dem Abenteurer nieder.
"Was ist denn mit Eurem Freund?" fragten sie scheinheilig den zweiten der Abenteurer.
Dieser kam sofort heran und kniete sich auch dazu. Golan trat schnell hinter ihn und schlug auch ihn nieder. Kiok und Tholgot hatten derweil versucht, den misstrauischen der Abenteurer zu überwältigen, aber anscheinend hatte es nicht funktioniert, denn die anderen Räuber sahen ihn immer noch stehen. Larissa und Belgar machten sich unterdessen daran die Taschen der Überwältigten zu leeren.

"Achtung! Eine Falle!" schrie plötzlich der dritte Abenteurer. Die Räuber sahen auf und erblickten die anderen Abenteurer, die gerade den Abhang herauf keuchten. Mist, schon wieder schiefgelaufen!

Vor lauter Schreck vergassen die Räuber den Plan, die Überwältigten als Geisel zu nehmen und flüchteten. Erst jetzt fiel Belgar auf, dass Larissa reglos dakniete.
"Larissa! Was ist? Los, komm!"
Er schüttelte sie, doch sie regte sich nicht.
"Larissa, wach auf!"
Golan kam herzu und die beiden Männer packten die Frau unter den Schultern, um sie hinterher zu schleifen. Doch schon nach drei Metern merkten sie, dass dies nichts brachte und wohl oder übel mussten sie Larissa zurücklassen. Sie flüchteten auf der anderen Seite den Abhang hinunter und kamen auf den Weg, der wohl um den gesamten Berg herumführte. Einige der Abenteurer folgten ihnen und sie rannten auf dem Weg weiter in den Wald hinein. Nach wenigen Metern ließen die Verfolger von ihnen ab und sie blieben stehen, um Atem zu holen. Was war mit Larissa? Kiok fehlte auch! Und Tholgot! Und was hatten sie dafür? Einen kleinen Dolch und ein Schwert, sonst nichts. Doch jetzt mussten sie sich erst einmal in Sicherheit bringen. Sie gingen noch weiter den Weg entlang und kamen schließlich auf der anderen Seite aus dem Wald heraus.

Wohin sollten sie sich jetzt wenden? Sie mussten die anderen befreien, denn ohne diese konnten sie nicht zurückkehren. Die Räuber beschlossen nun wieder zum Platz des Überfalls zu schleichen, um nachzuschauen, ob die Abenteurer noch da waren und ob sich auch die anderen noch bei ihnen befanden. So leise wie möglich drangen sie wieder in den Wald ein und achteten auf jedes Geräusch. Plötzlich hörten sie Schritte und sie warfen sich sofort auf den Boden. Ungefähr 50 Meter vor ihnen lief jemand durch den Wald. War das Kiok? Oder doch einen der Abenteurer, der sie suchte? Sie konnten es nicht erkennen, aber falls es einer der Abenteurer war, dann hatte er sie nicht gesehen. Es dauerte einige Minuten, bis sie von der Gestalt nichts mehr hören konnten und vorsichtig erhoben sie sich wieder vom Boden.

Langsam gingen sie weiter und kamen nun immer näher an ihr Ziel. Da hörten sie wieder Stimmen und sofort kauerten sie sich nieder. Kurz vor ihnen war eine kleine Senke und genau auf der anderen Seite konnten sie auch Leute erkennen, die sich durch das Gebüsch schlugen. Das waren eindeutig die Abenteurer, die auf der Suche nach ihnen waren. Sie waren wiederum keine 100 Schritte von ihnen entfernt und Belgar war sich sicher, dass einer der Abenteurer ihm direkt in die Augen gesehen hatte, aber anscheinend hatte er ihn doch nicht bemerkt, denn die Abenteurer liefen weiter.
"Das war knapp!" meinte Clara, nachdem die Gefahr vorüber war. "Aber ich habe weder Larissa, Kiok oder Tholgot bei ihnen gesehen."
Wieder ein Geräusch! Auf der anderen Seite der Senke konnten sie eine einzelne Person erkennen. Clara stand auf und ging auf den Mann zu. Sobald er sie sah, bekam er es jedoch mit der Angst zu tun und lief schnell davon und seinen Kameraden hinterher. Die Räuber lachten kurz, aber dann machten sie sich schnell daran, zum Platz des Überfalls zu kommen, denn dieser war nicht mehr weit entfernt und möglicherweise kamen jetzt die Abenteurer bald zurück.

Sie näherten sich dem Platz von der Seite, an der das Gestrüpp am höchsten war. Golan schlich leise um dieses herum und kam bald darauf wieder.
"Es ist niemand mehr von den Abenteurern da und auch Larissa und Kiok sind nicht hier; aber ich habe die Leiche von Tholgot gesehen. Sie haben ihm die Kehle aufgeschnitten."
Die anderen waren bestürzt. Sie hatten Tholgot kaltblütig getötet! Und sie waren noch so vorsichtig gewesen, die Abenteurer nur zu betäuben und nicht schwer zu verletzen! Trotzdem mussten sie weiter - sie konnten hier nicht bleiben, da bestimmt bald die Abenteurer wiederkommen würden. Dennoch nahmen sie sich die Zeit, um Tholgots Leiche wenigstens mit Laub und Erde zu bedecken. Danach liefen sie den Trampelpfad hinunter, auf dem sie noch vor kurzer Zeit die Abenteurer hinauf geführt hatten.

Als die Räuber unten auf dem breiten Weg ankamen, der um den Berg herumführte, überlegten sie, wohin sie sich nun wenden sollten. Golan ging nach links, Belgar nach rechts, um nachzuschauen, ob sie irgendwo die Abenteurer ausfindig machen konnten. Die anderen blieben stehen und rauchten derweil etwas Tabak. Plötzlich sahen sie, wie Belgar fuchtelnd, aber leise auf sie zugerannt kam. Sie begriffen schnell und rannten auch in die Richtung davon, in die Golan gegangen war.
"Ich habe mehrere Stimmen hinter der Biegung gehört. Das waren bestimmt die Abenteurer", erklärte Belgar den anderen, als er wieder zu Atem gekommen war.
"Nun denn, vielleicht gibt es ja einen anderen Weg zur Hoppelmühle. Ich denke, wir sollten dorthin zurückkehren, denn da finden wir möglicherweise Larissa und Kiok", meinte Golan.

Den Weg, den sie kannten, wäre in der anderen Richtung gewesen, dort wo Belgar die Stimmen gehört hatte. Nun liefen sie jedoch genau entgegengesetzt davon. Nach kurzer Zeit sahen sie einen Weg, der den Berg herunterführte und der ungefähr in Richtung Hoppelmühle ging. Sie überlegten nicht lange und schlugen diesen Weg ein. Der Pfad führte praktisch entgegengesetzt zum oberen Weg entlang. Nach wenigen Metern hörten sie plötzlich:

"Halt! Wir haben Eure Frau!"

Erschrocken blieben die Räuber stehen. Oben sahen sie einige der Abenteurer, doch Larissa konnten sie nicht sehen. Wieso eigentlich nur die Frau? Wo war Kiok? War er doch entkommen oder war das ganze eine Finte?

"Gebt uns unsere Waffen wieder und ihr bekommt die Frau zurück!" hörten sie die Abenteurer rufen.
"Welche Waffen meint Ihr denn?" rief Golan zurück.
"Uns fehlen ein Schwert und ein Dolch", kam die Antwort von oben.

Belgar sah, wie die Abenteurer ihre Bogen gespannt hatten, doch waren sie außer Schußweite. Die Räuber blickten sich zweifelnd an. Wenn alles nur eine Falle war? Es blieb ihnen aber nichts anderes übrig. Wenn sie es nicht ausprobierten, so würden sie nie erfahren, ob es Wahrheit oder Lüge war.

Golan nahm die beiden Waffen an sich und ging wieder den Weg zurück nach oben. Die anderen sahen, wie er sich langsam den Abenteurern näherte, die Hände, ihn denen er das Schwert und den Dolch hielt, vor sich ausgestreckt. Es sah nicht so aus, als wollten die Abenteurer ihn überfallen. Sie konnten nicht verstehen, was oben gesprochen wurde, aber sie sahen, wie Golan die Waffen auf den Boden legte und nach kurzer Zeit zurücklief. Ohne Larissa. Doch eine Falle? Die Abenteurer entfernten sich wieder.

"Was ist? Wo ist Larissa?" wurde Golan von den anderen ausgefragt.
"Sie haben gesagt, dass sie Larissa schon vorher freigelassen hätten, und dass sie in der Hoppelmühle sein müsse."
Ungläubig starrten sich die Räuber an. Vorher schon freigelassen? Dann machten sie sich aber schnell auf den Weg zur Hoppelmühle, denn es war klar, dass die Abenteurer auch auf dem Weg dorthin waren und noch einmal wollten die Räuber nicht mit ihnen zusammentreffen. Der Weg führte auch wirklich hinunter und sie kamen wenige Meter von der Hoppelmühle entfernt aus dem Wald. Allerdings wollten sie nicht gleich bemerkt werden und so schlichen sie sich im Schutz des Waldes von hinten an die Gastschenke heran. Larissa sahen sie nicht, aber Kiok. Die Abenteurer hatten ihn anscheinend gefangengenommen und ihn an den Schandpfahl gekettet. Mit seinem Kopf und seinen Händen steckte er in dem unmenschlichen Ding. Aber von den Abenteurern war nichts zu sehen. Doch, da waren zwei. Waren es nur zwei oder noch mehr, die vielleicht gerade in der Schenke saßen?

Belgar und Golan nahmen allen ihren Mut zusammen und schlichen sich nun an das Gebäude heran, Golan auf der linken Seite, Belgar von rechts. Langsam schlich er an der Seite der Schenke entlang und passte auf, dass er nicht vom Innern des Hauses aus gesehen werden konnte. Als Belgar gerade überlegte, ob er nun um die Ecke stürmen und auf die beiden Abenteurer losgehen oder ob er vielleicht noch warten sollte, kamen die beiden plötzlich in ein Gespräch vertieft um die Ecke.

Als sie ihn sahen verstummten sie und einen Augenblick lang war es totenstill. Dann stürzte Belgar mit seinem Schwert in der einen und seinem Dolch in der anderen Hand auf die beiden los. Sofort zog der eine sein Schwert und der andere einen Pfeil aus seinem Köcher und sie trennten sich, so dass sich Belgar für einen entscheiden musste. Der mit dem Schwert war näher und so ging er erst auf diesen los. Er traf ihn am Oberschenkel und schon war auch Golan mit seinem Schwert herangestürmt. Dies alles ging blitzschnell und Belgar wandte sich nun dem Bogenschützen zu, der gerade einen Pfeil abschoss. Er hörte, wie Golan vor Schmerz aufstöhnte, konnte sich aber nicht gleich um ihn kümmern. Noch bevor der Schütze einen weiteren Pfeil anlegen konnte, war er schon von Belgar bewusstlos geschlagen worden. Er drehte sich um und sah, wie Golan gerade einen Hieb von dem Schwertkämpfer abbekam.

Golan stürzte schwer getroffen zu Boden, doch nun kam Belgar heran und ging auf den Schwertkämpfer los. Dieser wich zurück und jetzt bekam Belgar Unterstützung von Clara. Die anderen hatten vom Waldrand aus verfolgt, wie der Kampf begonnen hatte und waren sofort zu Hilfe geeilt. Der Schwertkämpfer wurde von den beiden immer weiter zurückgedrängt und als er sah, dass er keine Chance hatte, drehte er sich um und flüchtete. Clara und Belgar liefen ihm einige Meter hinterher, doch dann liessen sie davon ab und kehrten um. Golan lag am Boden und Belgar sah gleich, dass sein Bein wohl gebrochen war. Er suchte einen Stock und schiente so gut es ging den verletzten Knochen. Golan schrie vor Schmerz auf, aber dennoch dankte er Belgar.

Die Räuber holten kurz Atem, doch schon hörten sie Geschrei aus dem Wald. Die anderen Abenteurer kamen! Oh nein! Roxanna, Tanja und Alexsandra hatten inzwischen Kiok befreit, aber mit den Abenteurern konnten sie es nicht aufnehmen. Sie mussten wieder flüchten, aber was war mit Golan?
"Geht!", schrie dieser. "Lasst mich hier. Ich halte euch nur auf!"
Die Räuber schauten ihn kurz an, doch dann begriffen sie, dass er recht hatte und sie flüchteten wieder in den Wald.

Das alles war vor ein paar Stunden gewesen und anscheinend hatten sie inzwischen die Abenteurer abgeschüttelt. Auf ihrer Flucht hatten sie auch Larissa wiedergefunden, die wirklich freigelassen worden war. Sie erzählte den anderen Räubern, dass sie beim Überfall aus Versehen an die Schneide des Dolchs des einen Abenteurers gefasst hatte und dadurch gelähmt worden war. Als sie wieder zu sich kam, hatte sie den Abenteurern erzählt, warum sie unter die Räuber gegangen war, die ganze Geschichte von Edmond de la Cruz und seinen Untaten. Anscheinend hatten ihr die Abenteurer geglaubt und sie hatten ihr sogar auf ihren Weg etwas Geld mitgegeben. Schliesslich hatte sie die anderen wieder getroffen, aber dennoch war dies ein rabenschwarzer Tag für alle.

Wo war Golan? Was hatten ihm die Abenteurer angetan? Hatten sie ihn vielleicht auch wieder freigelassen? Oder hatten sie ihn in den Kerker gesteckt? Und Tholgot! Er war tot!

Sie beendeten ihre kurze Rast und machten sich auf den schweren Weg zu ihrem Hauptmann. Irgendeiner musste ihm alles erklären....



Bericht ins Archiv zurücklegen.

Ich danke Manuel Kroiher dafür, dass ich diese Geschichte aus seiner Hompge übernehmen durfte!