Einer der Ersten, die ich zu den aktuellen Geschehnissen in Friedland befragen konnte, war Dun Ma Cho, der zufällig auch noch der Sohn eines ehemaligen Geschäftspartners meines Meisters ist. Er ist nicht von besonders hoher Intelligenz gesegnet auch legt er nicht gerade das beste Niveau an den Tag.

Aber lest selber, was er zu berichten hat.


Eine Erzählung von meine Abenteuern in Friedland?

Nun was gibt es wohl von einem Land zu berichten, in dem die Garde von einer Politik geführt wird, die äußerst konservativ nur ihr, nicht aber die Interessen der Bürger vertritt. Überhaupt war Friedland längst nicht mehr so angenehm, wie ich es in Erinnerung hatte, bevor ich als junger Mann das Haus meines Vaters verließ um seine Geschäftsverbindungen aufrecht zu halten.

Angefangen hat die ganze Geschichte damit, daß ich eigentlich gerade auf Reisen war. Mein Vater, der gebürtiger Tikonier war, erzählte mir oft davon, wie schön seine Heimatstadt war und so besuchte ich Tikon. Dort verweilte ich aber nicht länger als nur ein par Tage, denn der Dortige Regent Glozi war nicht unbedingt mein Fall von Sympathie. So zog ich weiter und kam unweit in die Stadt Wexxel, die mir auf anhieb gut gefiel! Es war eine Stadt der Freuden, des Spiels und vor allem der schönen Frauen!!!!! Es war aber auch eine Stadt der Dunkelwesen, die dort interessanter Weise friedlich nebeneinander mit den Menschen wohnten. Dies ist aber eine Andere Geschichte.

So kam es, daß ich mich dort nieder lies und in dem Etablissement »Laterne rouge« eine Stelle als Masseur für, natürlich die fehlende, Damenabteilung annahm. So sagte mir auch eine Kartenlegerin voraus, daß ich bis auf einen kleinen Dämpfer mich insgesamt sehr wohl in Wexxel fühlen würde.

So habe ich mich in den kommenden Wochen auch schnell und gut dort eingelebt und trotz des horrenden Mietpreises meiner Auftraggeberin »Rosine« (ich muß gestehen, der Vertrag mit ihr war nicht unbedingt ganz sauber) verdiente ich nicht schlecht.

Eines Tages kam ein Boote aus dem Norden und brachte mir die Nachricht von meiner Schwester, daß es meinem Vater von Tag zu Tag schlechter ging und er mich so bald als möglich sprechen wolle. Mit viel Verhandlungsgeschick, habe ich Rosine dazu bewegen können nach Friedland zu reisen, doch sollte ich nicht alleine dorthin. Stand ich ja, vertraglich gebunden, in ihrer Schuld weiter Miete zahlen zu müssen, denn dummer Weise war sie die einzige, die unseren Vertrag kündigen konnte. So schlossen wir uns der Karavane von Mustafe ibn Beshid an und zogen den langen Weg nach süd - Friedland. Leider nicht schnell genug, denn als ich dort an kam, ging es nur noch darum, den Nachlaß zu verteilen. Mögen die Steine meine Vater selig haben!.

Aus dem Testament ergab sich, daß das Massagezelt der Familie zu jeweils gleichen Teilen an mich und meine Schwester gehen sollte, denn der Massagebetrieb sollte wie gehabt weiter laufen. Meine Schwester bekam die Lampe mit dem Familienjean, was ich nicht nachvollziehen kann, denn der tanze meiner Schwester schon immer auf der Nase herum.

Wie dem auch sei, diese ganzen Umstände wurden schnell von allen Anderen als mich genutzt. Rosine verlangte von meinem Einkommen die Hälfte, Mustafa erfand ein Glücksrad, wo neben Zahlen auch Symbole wahren, die dem Gewinner Massagen oder ein Wunsch von einem Jean versprechen. Die ausreichende Bezahlung dafür habe ich bis heute nicht gesehen, oder meine spitzbübige Schwester hat diese eingestrichen.

So saß ich nun fest, zusammen mit meiner streitsüchtigen Schwester in einem Lager bestehend aus Zwergen, die in der Miene gleich neben an nach Gold schürfen wollten, und Leuten, die glaubten in der Miene sei mehr zu holen als nur Gold.

Diese Miene! Das war dort sowieso das einzige Thema, welches die dort Ansässigen kannten. Seitdem dort zwei Goldgräber einen riesigen brocken Gold herausgeholt haben, waren die Leute dort wie verhext. Schon wenige Stunden nach meinem Eintreffen dort hat mir ein Einheimischer erzählt, daß man sich mit dem meisten Gold aus der Miene in acht nehmen sollte, da es Blutgold war. Zunächst wollte er mir nicht weiter erzählen, was es mit diesem Gold auf sich habe denn die, die es wissen, sprechen nicht gerne darüber. Doch nach einiger Zeit und einigen Krügen Bier, die ich ihm aus gab, erklärte er mir dann, daß dieses Blutgold jenes Gold sei, mit dem bereits Bluttaten bezahlt worden seinen und von dem man munkelt, es sei eine größere Menge davon in der Miene versteckt. Man würde es daran erkennen, daß es eher wie Kupfer als wie Gold aussehen würde.

Bis dahin glaubte ich kaum an Dinge dieser Art, doch ich sollte in den kommenden Tagen eines Anderen belehrt werden. Vorsichtshalber warnte ich dennoch die Anderen in unserem Lager vor. Als dann am nächsten Tag Mustafa zum Einsatz eines Spieles eine Hand voll Blutgold gewann, nahm er es und warf es unauffällig hinter das Zelt unserer nicht gerade freundlich erscheinenden Lagernachbarn.

Sie nannten sich die Kinder des Prime und waren recht rabiate Prügelelfen, welche auch nicht gerade zimperlich mit ihren Artgenossen umgingen. Auch wirkten die aufgespießten Köpfe ihrer erlegten Gegner nicht gerade einladend.

Jedenfalls nur wenige Minuten, nachdem das Gold dort lag, fing ihr Zelt an dieser Stelle plötzlich Feuer. Keiner weiß genau aus welchem Grund eigentlich. Es hielt uns aber alle an um zu Denken.

Was sich alles in der kurzen Zeit, die ich dort verbracht habe, abspielte fing recht harmlos an und endete in eine Fiasko!

Die dort ansässigen Wolkoven wollten ihre Schürfrechte an den meist Bietenden verkaufen. Dazu nahmen sie einen Eimer voll Sand aus der Miene und verkauften einen kleinen Blumentopf voll an Jeden, der eine Probe davon haben wollte, für einen Heller. Ich muß zugeben, anfänglich glitzerte der Sand prächtig. Er war gut mit Goldstückchen durchzogen. Doch mein fachmännischer Blick erkannte gleich, daß mindestens die Hälfte davon Blutgold war und so wollte ich noch nicht einmal eine Hand voll für umsonst haben. Ganz im Gegensatz zu meiner blauäugigen Schwester Samitra, die ja nichts anbrennen lassen kann. Sie kaufte sich gleich eine Ladung von diesem Sand und stellte nach einiger Zeit mühsamer Sortiererei fest, daß wirklich viel Blutgold dabei war. Was hätte nicht alles Passieren können! Hätte sie mit ihrer Unachtsamkeit nicht nur sich, sondern vor allem auch mich gefährden können! Zu dieser Zeit wirkte noch der der Bannzauber unserer bösen Stieftante. Dieser legte uns auf, große Schicksalseinflüssen gemeinsam zu erleben. Dies betraf Glück und Reichtum genauso wie Krankheit und Tod.

Nun gut, jedenfalls hat sich Samitra schnell genug wieder des Blutgoldes entledigt und nichts weiter ist passiert (Den Steinen sei Dank!!!).

Zwei Tatsachen hielten uns nun ab bei der Versteigerung der Schürfrechte mit zu machen: Zum einen wußten wir nun, das es sich nie und nimmer lohnen kann eine Miene mit so viel Blutgold zu besitzen und zum anderen hatten wir beide nicht so viel Geld um wenigstens den Mindesteinsatz zusammen zu bekommen.

Jetzt gab es dort in Südfriedland noch ein weiteres Problem, welches die Versteigerung störte und mich dazu zwang das Weite zu suchen. Orks, die Besitzansprüche stellten. Man erzählte mir später, daß sie ihr Land wieder haben wollten. Dafür habe ich ja nur ein müdes Lächeln übrig! Seid wann haben diese grün grunzenden Trampel überhaupt irgendwelche Ansprüche? Es reicht doch schon, wenn sie uns das Leben schwer machen.

Jedenfalls zogen sie wieder ab und drohten damit am folgenden Tag wieder zu kommen, was sie auch tatsächlich war machten.

Die Miene jedenfalls bekamen die Zwerge, die auch gleich heftig anfingen dort zu buddeln. Das können sie ja am besten. Und wie es so wollte, hörte man gegen Abend ein heftiges Dröhnen und Donnern aus der Miene. Schnell versammelten sich die Menschen vor der Miene zu denen auch ich und meine Schwester gehörten. Viele der Zwerge kamen schwer verletzt heraus. Die , welche sich noch bewegen konnten, trugen jene, die bereits ohnmächtig vor Schmerzen waren. Wir erfuhren mit als erste, daß die Zwerge in der Miene irgend ein Wesen gefunden hätten, das sie angegriffen hat und welches wohl aus Stein sein sollte. Aber auf soviel negativen Gestein hätte ich doch recht allergisch reagieren müssen? Wahrscheinlich verhalfen mir die guten Steine, die ich immer in einem Beutel bei mir führe und die ich einst in einem speziellen Ritual für mich ausgewählt habe, zu einem ruhigem Gemüt.

Jedenfalls kam es dazu, daß meine neugierige Schwester schon wieder wußte, wer mit den Informationen der Zwerge was an zu fangen wußte. Wir suchten einen gewissen Basilikus auf, welcher wohl eine Menge Kontakte zu Leuten hatte, die sich mit Wesen, der Art in der Miene, auskannten.

Es geschah so, daß das Glück für Samitra spielte, die ihr Wissen natürlich verkaufen wollte, indem sie die richtigen Leute zusammenbringen würde. Ich hingegen wurde derweil von meinen Kunden heim gesucht, die eine etwas andere Massage haben wollten. Der Bader und seine Frau wollten eine Doppelmassage von mir und Samitra. Diese aber war eigentlich gar nicht in der Stimmung zu massieren. Zunächst, weil ich ihr vorhielt, sie würde sich zu sehr in die Angelegenheiten Anderer einmischen und zum anderen, weil ihr Informationsgeschäft jä von den Kindern des Prime zerstört wurde. Diese sind nämlich einfach in die Miene hereinspaziert und haben recht bald dieses Wesen dort drinnen erlegt, ohne selber großen Schaden zu nehmen.

Nun aber sollte das große Drama eigentlich erst beginnen. Jeder der Verrückten, die sich als einen großen Krieger nannten, wollten nun das Geheimnis der Miene ergründen. Viele Leute habe ich dort hinein verschwinden sehen, aber auch viele von denen kamen mit vollkommen zerfetzten Sachen, oder auch mit gar nichts mehr an, wieder heraus. Es hieß, daß überall in der Miene Säurefallen wären. Warum dann überhaupt noch jemand dort hinein ging, habe ich bis heute nicht verstanden. Nun, von denen, die dort heraus kamen, brachten einige immer wieder irgend welche Steintafeln mit, auf denen in Hieroglyphen Texte eingemeißelt waren. Schriftgelehrte hatten sich im Lager eingetroffen um den Inhalt dieser Tafeln zu Endschlüsseln, aber sie kamen nur recht langsam voran, wie ich aus einem Gespräch mit einem dieser Gelehrten erfahren mußte. Vielleicht zu langsam. Denn ich denke wenn sie schneller mit dem Übersetzen gewesen wären, hätte das große Unglück dort umgangen werden können. Auch tauchten irgendwann einmal eine Art Mühlsteine auf, auf deren Rändern sich weitere Schriftzeichen aufwiesen. Richtig aneinander gereiht, so hieß es, würden sie den wahrscheinlich wichtigsten Text zu der Miene verraten.

Es geschahen weiter seltsame Dinge, welche ich nur selten mit erlebt habe. So soll nicht nur einmal eine Fee erschienen sein, die den Leuten Fragen beantwortet und Wünsche erfüllt haben soll. Auch soll einmal der Mann dieser Fee erschienen sein, der die Fragen und Wünsche wieder zurück geholt haben soll. Schon ganz recht so, warum soll es in der Feen-Welt anders zu gehen als bei uns? Die Männer schaffen alles rann und die Weiber hauen es wieder auf den Kopf!

Das alles, was bisher in der Miene geschah, nicht unbemerkt von den Garden Dracconias blieb war klar. Nicht letztendlich die Tatsache, daß hier eine Goldmiene gefunden wurde und daß die Grenzen zu Friedland nie wirklich fest gelegt wurden, so die dracconianischen Wachen, wahren wohl der wahre Grund, daß sie sich langsam bis in das Goldgräberlager vor schoben. Interessanterweise glaubten dieser Alexej und seine Friedländische Steuerbande, welche sich Garde schimpfte, nichts anderes machen zu müssen, als unschuldigen Leuten wie mich mit unnötigen Steuern zu belasten und diese mehrmals am Tag ein zu treiben. Überhaupt, war mir dieser Alexej extrem unsympatisch. Wie konnte ich mich nur diesem Wicht in der Nacht der Wehrwölfe an vertrauen? So wie es meine Schwester schon lange vor mir getan hat, was ich nie verstanden habe. Sollte der Kerl uns vielleicht irgendwas verabreicht haben?

Jedenfalls gab es nach einem kurzen Tächtelmächtel der Hauptmänner die Einigung, daß das Lager ab sofort von friedländischen sowie dracconianischen Gardisten zu bewachen ist und die Grenze quer durch die Miene verlaufen sollte.

Währenddessen suchte ich schon wieder das Weite, denn die Orks standen mal wieder vor der Türe und verlangten das Land, auf dem das Lager stand. Es kam wie es kommen mußte, nämlich zu einem Kampf. Aber ohne mich. Ich war nie erpicht darauf die Waffenkunde zu erlernen. Da holt man sich nur unnötige Verspannungen, die dann bei der Arbeit stöhren.

Glücklicherweise wurden die Orks, die auch irgendwas mit der Fee gemacht haben sollten, in die Flucht geschlagen. Bis auf einen. Den schleppte irgend so ein Wanderer an und es war ein »Kuschelorg«. Den Hat zunächst dieser hinterfotzige Schmied gekauft und dann an unsere Damen Rosine und Clara vermietet. Das diese beiden Damen ja schon immer etwas seltsame Wachen hatten war nichts neues. Aber das sie nun einen Ork dort vor der Türe sitzen hatten, der auch noch meine eh so spärlichen Kundinnen vertrieb, das ging einfach zu weit! Zu allem Überfluß erschienen kurz nach der Schlacht mit den Oks auch noch die Gardisten beider Länder und wollten unser Lager durchsuchen. Tolle Sache! Bei der Schlacht war nicht einer dieser Feiglinge dabei, aber unbescholtene Bürger konnten sie den ganzen Tag belästigen. Diesmal war wohl die Soldkasse der Dracconianer gestohlen worden und es sollten alle Zelte durchsucht werden. Leider hielten uns auch die Freibriefe Mustafas nicht davon ab durchsucht zu werden.

Und um die Liste der schlechten Sachen auf die Spitze zu bringen, verschwand Mustafa in der Folgenacht mit eben all seinen Briefen und mit ihm das Glücksrad, das doch sehr gewinnträchtig war. Für Mustafa kam irgend so ein Windiger, der sich verwandt mit Mustafa nannte und Uchmullu bin Ulluh hieß. Und Mustaffas Halbbruder Bashi al Reibach. Mit den Beiden zusammen erschin auch ein Wanderer, der sich Massud ben Wak-Wak nannte und, so meinte er, auch guten Kontakt mit Mustaffa pflegte.

Massud wurde schnell hellhörig, als einer unserer Wachen aus der Miene kam und erzählte, was dort unten alles schlimmes passierte. Schnell sammelte er alles zusammen, was er bräuchte, um eine Expedition in die Miene an zu leiten und etwas hysterisch befahl er den übriggebliebenen Wachen unseres Lagers, was sie alles noch besorgen und mitnehmen sollten. So verschwand er recht schnell wieder von der Bildfläche mit den uns noch verbliebenen Wachen.

Bashi war mir schnell sympathisch. Er war nicht so aufdringlich wie dieser Uchmullu. Jedenfalls sind mir Leute unsympathisch, die ankommen und gleich das Zepter in die Hand nehmen wollen.

Wie wir nun mit diesem Kerl verhandelten, ob er nun bei uns bleiben solle und in welcher Form, stellte sich bald heraus, daß das Glücksrad beim Schmied war,der es uns wieder zurück verkaufen wollte. Dummerweise waren unsere Wachen in dieser Miene verschwunden und so gab es niemanden, der hätte diesen Fettleibigen Eisenstämmer nieder legen können. Statt dessen hat er mit unserem Windling Uchmullu bin Ulluh einen vollkommen überzogenen Preis ausgehandelt. 25 von 100 Anteilen des Spielgewinns wollte er haben. Dies bezog sich bei der Formulierung des Vertrages auf den gesamten Spielbetrieb. Leute wie ich, mit knallharten Verhandlungsmetoden hätten so was gar nicht erst durchgehen lassen und überhaupt, hätte der Schmied gleich wegen Hehlerei angezeigt und an den Pranger gehört!

Nun gab es wieder ein Glücksrad aber Geld um den Gegeneinsatz zu den Spielenden Leuten zu machen, gab es nicht. Auch hier erwiesen sich die Methoden unseres Neuankömmlings als besonders schlecht. Er ließ jeden Einsatz zu egal wie hoch und war dann nach kürzester Zeit pleite. Jemand aus einer Handelsfammilie, so wie ich, hatte auch hier gewußt, was zu tun ist. Aber mich hat ja nie jemand gefragt!

Glücklicherweise kaufte Bashi al Reibach dann das Glücksrad von dem nun völlig verschuldeten Uchmullu zurück und es ging sofort wieder besser.

Was mich dann einiges später verwunderte, ist das Samitra das ganze völlig kalt ließ. Stand sie doch in Mustaffas Lohn um abends den Spielenden Gästen Gesellschaft zu leisten. Aber so sind die Frauen und besonders meine Schwester, immer nur das eigene Vergnügen im Kopf.

Ich für meinen Teil versuchte nach diesem ganzen Theater auf eigene Faust heraus zu finden, wo Mustaffa geblieben ist und die einzigen, die mir hätte dabei helfen können waren unsere Freunde aus dem Kalifat Orm bei denen Mustaffa des öfteren zu Besuch war. Doch auch dort konnten mir nicht weiter geholfen werden. Mustaffa war einfach weg und ich mußte mich wohl oder übel mit dieser Tatsache abfinden, daß unser Lager nun ohne Anführer und auch ohne Wachen war. Letzteres fand ich besonders schlimm, denn es näherten sich die Nächte dem Vollmond und überall munkelte man, daß die Werwölfe in dieser Gegend besonders schlimm wären. Als Kind habe ich in Friedland gewohnt und ich konnte mich nicht an so extreme Werwolfangriffe erinnern.

Glücklicherweise kamen zum Anbruch der Dämmerung unsere Leute aus der Miene zurück und so hatten wir wenigstens wieder Schutz. Dieser war auch recht wichtig, denn zum einen War es eine Vollmondnacht und zum anderen war nicht weit hinter der dracconianischen Grenze in der Hoppelmühle eine große Feier, zu der fast alle des Lagers gegangen sind. Auch die Leute unseres Lagers und ich hätte sicherlich niemals meiner Schwester erlaubt dort hin zu gehen, wenn nicht Wachen mitgegangen wären. Eher hätte ich sie im Zelt am Gestänge gefesselt! Nun war es so, daß Samitras Gehilfin noch einen Kunden hatte, und sie den Weg zur Hoppelmühle nicht kannte. So beschloß ich zu warten, bis sie mit diesem Kunden fertig war, um mit ihr dann gemeinsam dort hin zu gehen. Schließlich kann man ja eine Frau in solch einer Nacht nicht alleine durch den Wald gehen lassen. Sie verspätete sich und während ich zwischen unseren Zelten wartete, kam ihr Kunde. War es doch dieser arrogante und schmierige Alexej! Aber gut, er zahlt ja. Wobei ich das manchmal nicht so ganz glaubte, so oft, wie er mit Samitra heimliche Sache machte. Obwohl ich es eigentlich nicht vor hatte, mich länger mit ihm zu unterhalten, kamen wir ins Gespräch und ich weiß bis heute nicht, was mich da für ein Wahn geritten hat. Jedenfalls erzählte ich ihm, daß ich diesen Knebelvertrag mit Rosine habe und ich erzählte ihm von dem Bannzauber zwischen mir und Samitra und das wir deswegen nach einem mächtigen Magier suchen. Alexej wurde mir gegenüber auf einmal recht großzügig und er bot mir an, er würde sich darum kümmern, das Rosines Vertrag für nichtig erklärt würde und er habe auch Kontakte zu großen Magiern, die mir und Samitra weiterhelfen könnten. Wier tranken zusammen und ich verlor meine Vorurteile gegen Alexej. Erst recht, als er mir erzählte, das er eigentlich ein Spion Lyrins sein und ein riesiges Lyrisches Heer nur auf seinen Befehl warte, Sturm gegen Friedland zu reiten.

Nachdem er seine Behandlung bekommen hatte, machte ich mich auf zur Hoppelmühle. Dabei hörte ich doch von wiederkehrenden Leuten, daß es dort schlimme Angriffe der Werwölfe gab und das Irrlichter im Wald umherschwirren. Dort konnte ich meine Schwester unmöglich alleine lassen! Doch schon auf dem halben Weg kamen mir alle unseres Lagers entgegen. Clara der blonde Engel und Tochter von Rosine hatte einen Liebestrank verabreicht bekommen und war urplötzlich vollkommen in einen gewissen Tristan verliebt. Die Arme sah nichts anderes mehr außer ihn. Kein wunder, daß sie den Rest der Nachte am Bett gefesselt lag. Geschlossen und unter Bewachung zogen wir dann ins Lager zurück, welches inzwischen schon mehrmals von Wehrwölfen überfallen wurde. Diebe die die Gunst der Stunde nutzten, haben uns doch beträchtlich viele Sachen aus den Zelten gestohlen.

Am kommenden Tag sollte doch vielleicht etwas Ordnung in das doch inzwischen recht chaotische Lager kommen? Mustaffa tauchte wieder auf, warum? Alexej war verschwunden und er habe wohl auch die Soldkasse der Friedländischen Garde mitgenommen. Warum gerade Alexej, hat er mir doch am Vorabend noch versprochen mir aus meiner brikären Situation zu helfen. Und nun war er weg. Zumindest machte Mustaffa das einzig richtige, er jagte Uchmullu bin Ulluh zum Teufel. Und führte das Glücksrad wieder wie es sein sollte.

Es sollte aber nicht lange dauern, da war vor den Toren des Lagers Trommelschlag zu hören und ein Trupp Friedlänischer Gardisten kam an. Mit ihnen der Seneschal, der äußerst brutal vorging, wie sich schnell herausstellte. Leute, die nicht gerade in seine Vorstellungen paßten, wurden festgenommen, zusammengeschlagen oder ähnlich schlimmes geschah mit ihnen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, die Wolkowen, dessen Frauen im übrigen meine besten Kundinnen waren, wurden auf das schlimmste beschimpft, gedemütigt und geschlagen. Dies ging so weit, daß die Gardisten Friedlands abends das Recht auf Beischlaf mit den Wolkowischen Frauen hatten. Ich bin ja auch für mehr Freiheiten des Mannes an der Frau, aber das finde ich geht dann doch zu weit! Aus Verzweiflung flohen die Wolkowen noch am selben Abend. Dabei waren das die gläubigsten Cheriden die ich in ganz Friedland gefunden habe.

Es sollten noch so einige »hohe Herren« Kommen. Da waren auf einmal verschieden Geistliche der Ceridischen Kirche, die großes Interesse an den Der Miene und den Steintafeln aus der Miene zeigten. Ich vermute, das sollte mit den späteren Vorfällen zusammen hängen. Inzwischen machte sich auch das Gerücht breit, daß das Oberhaupt der Ciridischen Kirche, Edmond de la Cruz, mit seiner Inquisition auftauchen sollte um alle »Nichtgläubigen« auf den Scheiterhaufen zu bringen. Den Steinen sei dank, daß uns dieses erspart geblieben ist. Ich habe ja meine mich vor allem beschützenden Steine, aber meine Schwester? Sie wäre in den sicheren Tod gegangen und was das für mich heißt.....

Am Abend dieses Tages gab es dann einen riesigen Knall in der Miene, die Abenteurer, die noch dort unten waren, kamen heraus gestolpert, zum teil mit schweren Verhetzungen. Immer wieder war eine tiefe laute Stimme aus dem inneren der Miene zu hören »Ich bin frei!«. Dies mußte wohl dieser Beelzenach sein, die rechte Hand von Boziphalus. »Ich bin frei! Ihr Untoten kommt herbei zu mir!« Für mich war dies mal wieder eine Portion zuviel des Schlechten und ich klemmte meine Schwester unter den Arm und verschwand mit ihr in den nahegelegenen Wald auf dem Hügel. Obwohl es eine Mondschein Nacht war, konnten wir nicht viel sehen, was sich nun im Lager am fuße des Berges abspielte. Ständig war Kampfgetöse zu hören, schreckliche Schreie, Leute die um die Hilfe eines Heilers riefen. Ewigkeiten verweilten wir in unserem Versteck im Wald. Als es dann wieder ruhiger wurde, schlichen wir uns heimlich wieder zurück und mußten uns schnell als Menschen ausgeben, denn was dort unten so schrecklich getobt haben muß, waren wohl Untote, die jetzt überall aus der Erde gekrochen kamen. Um ein Haar hätten uns irgendwelche Krieger erschlagen! In den nun folgenden Stunden und Tagen war es halt immer wieder so, daß vereinzelte Untote versuchten in die Miene zu kommen, was natürlich Wiederrum alle versuchten zu verhindern, denn ich weiß nicht, was dort in der Miene geschah, aber ein Untoter, der dort wieder hinaus kam, sollte extreme Kräfte haben, so sagten die Leute im Lager.


Zu meinem Glück kam es so, daß am Abend zuvor Clara einen Liebeszaubertrank, ohne ihr Wissen natürlich, verabreicht bekam und sie sich unsterblich in einen gewissen Tristan verliebte. Dieser Umstand hatte wiederum zur Folge, daß Rosine Panik bekam, sie müsse in Zukunft alleine Ihre Dienste anbieten. Ich nutzte diese Gelegenheit und bot Rosine das Geschäft an, daß ich Clara dazu bewegen würde, nicht diesen Tristan zu heiraten und sie mich im Gegenzug dazu aus meinem Vertrag lassen würde. Wenn man eine neugierige Schwester hat, ist es nicht schwierig, an Informationen zu kommen, die Andere vielleicht noch nicht haben. Und so wußte ich, daß am Abend des Tages Edmond de la Cruz eintreffen würde. Er ist das Oberhaupt der Ceridischen Kirche und wenn er da sein würde, so wäre sicherlich kein Platz mehr in der Taverne um dort eine Hochzeit zu feiern. So brauchte ich nichts weiter zu machen, als unser Zelt ab zu Bauen, meine Schwester auf ein Packesel zu setzen und so schnell wie möglich Friedland zu verlassen. Auf dem Weg nach Hornstein hörten wir noch von recht scheußlichen Geschichten was am Abend, zu dem Edmund de la Cruse kommen sollte, alles geschah. Und ich war froh, weit genug von Friedland weg zu sein.........


An dieser Stelle begann Dun mit unsinnigem Geschwätz von Glück und Unglück, von seinen Steinen und noch viel anderem, welches mich weder interessierte, noch war er es wert nieder gelegt zu werden.


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